1. Korinther 6: Gott mit dem Körper loben

Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht im ersten Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Im 6. Kapitel schreibt er (9-14.18-20) an Menschen der Gemeinde, die den neuen christlichen Glauben als Freibrief dafür ansehen, tun und lassen zu dürfen, was man mag. Dagegen schreibt er:

Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden?
Lasst euch nicht irreführen!
Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.
Und solche sind einige von euch gewesen.
Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden
durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt, aber es soll euch nichts gefangen nehmen.
Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise;
aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen.
Der Leib nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe.
Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.
Flieht die Hurerei!
Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes;
Wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist,
der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?
Denn ihr seid teuer erkauft: darum preist Gott mit eurem Leibe.

Soweit der Predigttext.

Wenn man sich Frauenzeitschriften ansieht, dann kommt man auf den Gedanken: Was tun die vielen Frauen – und vermehrt auch Männer – nicht alles mit ihrem Körper! Sie hungern, damit sie schöner werden, sie nehmen Qualen in Kauf, so genannte Schönheitsoperationen, verbringen Zeiten damit, sich zu schminken, die Haare zu frisieren, geben Gelder aus… – doch ein schöner Körper, ein gepflegter Körper preist noch nicht unbedingt Gott. Wir Menschen freuen uns, wenn wir gepflegte, schöne Menschen sehen, doch Schönheit allein macht es nicht. Es kommt auch auf die inneren Werte an. Sie kennen wohl den Witz: Da lobt ein Mann die Frau des anderen: Deine Frau hat schöne innere Werte. Da seufzt der Ehemann: Gott, kehre die schönen inneren Werte nach außen! Der Ehemann dieses Scherzes hätte es sicherlich nicht gerne, wenn nun die Frau äußerlich schön innerlich aber hässlich wäre. Dass es auch auf die inneren Werte ankommt, haben findige Geschäftsleute auch entdeckt. Und so gibt es Tipps, wie man innerlich schön werden kann, damit man äußerlich schöner scheint. Viel Schlaf, positiv denken, das Leben leicht nehmen, Yoga-Übungen praktizieren, nach Feng Schui die Wohnung gestalten, gesunde Wasserkuren machen, seine Gedanken auf kristallklare Bergkristalle konzentrieren, Tabletten schlucken für die innere Schönheit … – Sie wissen besser, was alles angepriesen wird.

Selbst Paulus mischt sich in die Diskussion um den Körper ein, aber er hat einen anderen Blickwinkel. Er sieht, dass viele Verhaltensweisen den Körper hässlich machen können. Sie färben auf ihn ab. Es ist klar, dass Trunkenheit den Körper beeinflusst. Aber auch Menschen lästern, Geiz, Stehlen, Ehebruch – all diese Verhaltensweisen färben auf den Körper ab. Gesichter werden hart oder ängstlich, verbissen oder spöttisch. Paulus fordert jedoch seine Gemeinde in Korinth auf:

Preist Gott mit eurem Leib. Paulus hat auch Rezepte dafür, wie ein Mensch schön werden kann, wie er Gott mit seinem Leib preisen kann. Doch er hat andere Rezepte als wir sie angepriesen bekommen. Seine Rezepte sind genauso exotisch, wie die vielen angepriesenen Schönheitskuren:

Gott wird mit einem Leib gepriesen, in dem der Heilige Geist das Tun und Denken bestimmt.

Der Mensch, der Gottes Willen tut, der preist Gott mit seinem Leib, der ist schön.

Gott hat also andere Schönheitsvorstellungen als wir sie normalerweise haben. Schön ist, wer tut, was Gott will. Und da mag der Körper alles andere als schön im landläufigen Sinn sein, aber Gott sieht ihn als schön an. Sehen wir zunächst auf Paulus: Auf seinen Reisen wurde er vielfach verprügelt – ein verprügelter Körper ist kein schöner Anblick, aber Gott bringt sich im Körper des Paulus zu Ehren! Paulus ist chronisch krank und er kommt sich ganz elend dabei vor. Ein Mensch, der sich elend fühlt, ist nicht unbedingt ein schöner Anblick – aber in diesem Körper bringt sich Gott zu Ehren. Paulus fühlt sich als Fußabtretmatte der Menschen – solche Körper sind nicht schön in unseren Augen, aber vor Gott.

Ich denke schon, dass Gott auch ein Gott ist, der Freude hat an Schönheit im landläufigen Sinn. Sonst hätte er den Menschen nicht so wunderschön geschaffen. Sehen wir die wunderschöne Schöpfung an: Warum muss es diese große, große Vielfalt an Blumen geben, die kleinste schmückt sich mit den verschiedensten Farben, warum muss es die ganze Farbenpracht der Vögel sein, und die der Käfer. Das Spiel von Sonne, Wolken und Wind, mit Regenbogen – warum ist das alles so? Das Meer mit seinen verschiedenen Blau, mit den weißen Schaumkronen, der weiße Sand als Kontrast – warum ist das alles? Die Schönheit der Klänge, Vogelgesang und Grillenzirpen, der Wind, der in den Gräsern rauscht. Dass wir Menschen überhaupt so etwas wie Schönheit erkennen können – ich denke, das hat damit zu tun, dass auch Gott Freude an Schönem hat. Aber Gott ist weiter als wir. Auch in seiner Vorstellung von dem, was schön ist. Der Gipfel der Schönheit sind Menschen, die den Willen Gottes tun, die seinen Heiligen Geist in sich beherbergen, und von hier aus die Schönheit Gottes ausstrahlen.

Ich möchte Ihnen ein paar Schönheitsrezepte mitgeben. Sie helfen, die Schönheit Gottes mit Leib und Seele auszustrahlen.

Wissen Sie eigentlich, dass sie den Heiligen Geist Gottes haben? Sie haben die Schönheit Gottes schon in sich, seit sie getauft sind. Sie haben die Schönheit schon, weil sie Jesus Christus gehören. Aber diese Schönheit muss gepflegt werden. Der Geist Gottes ist der in uns wirkende Gott. Er möchte durch uns hindurchstrahlen. Und da gibt es ein paar Pflegetipps.

  1. Tipp: Das erste Wort, das uns morgens trifft, beeinflusst uns. Lesen wir die Zeitung, so ist der Tag von ihr bestimmt mit all dem Grauen. Sehen wir seichte Fernsehsendungen, wird unser Tag von der Oberflächlichkeit bestimmt. Beginnt er mit Streit, verkrampft sich das Herz. Doch wenn wir ganz früh am Morgen einen Bibel-Text hören oder lesen, wenn wir diesem Text nachsinnen, ihn im Herzen wälzen, ihn unser Innerstes durchdringen lassen, dann beginnt Gott damit, durch uns hindurchzustrahlen. Die Schönheit seines Wortes färbt auf uns ab.
  2. Tipp: Die Schönheit Gottes und seine Ruhe gehen auf uns über, wenn wir uns in sein Kraftbereich begeben. Wenn wir immer mal wieder Zeiten einplanen, in denen wir in seiner Nähe auftanken, sei es mit Gebet, sei es mit kurzem Dank, sei es mit dem Ausruf: Gott, wie groß bist du! Es müssen aber nicht nur eingeplante Zeiten sein. Es können auch solche Zeiten sein, in denen wir uns normalerweise ärgern: wenn andere uns warten lassen, wenn wir in Schlangen an der Kasse warten müssen – wenn wir dann Kontakt mit Gott aufnehmen, dann wird uns seine Schönheit durchdringen.
  3. Tipp: Schlafen macht schön. Wer ausgeschlafen ist, ist auch weniger anfällig für unschöne Verhaltensweisen. Wer zu wenig schläft, lässt sich schleifen. Wer zu wenig schläft, hat oft auch keine Kraft. Gott kann nicht durch uns hindurchstrahlen. Ein müder Körper ist das Einfallstor des Teufels, heißt es. Und beherrscht er uns, dringt er auch nach außen – und das macht uns nicht schön. Geschwätzigkeit, schlecht über andere Reden, Menschen nicht respektieren, sich selbst auf Kosten anderer durchsetzen wollen, Ärger und Zorn nicht beherrschen, Raffgier – all das macht uns hässlich, weil Jesus Christus nicht durch uns durchscheinen kann. Und wenn wir nicht schlafen können, dann können wir Riten entwickeln, um Gottes Schönheit in uns hereinzubitten. Kurz wieder aufstehen, ein gutes Wort lesen, ein gutes Bild betrachten, mit Gott reden – und dann wieder ins Bett krabbeln; aber da gibt es keine Rezepte, die für alle gelten. Jeder muss selbst herausfinden, was gut tut. Aber eines weiß ich: Dann bloß nicht den Fernseher anmachen und Unschönes in die Gedankenwelt holen! Wir können beten: Mein Vater im Himmel, du weißt, warum ich nicht schlafen kann. Ich will lernen, auch die halbwache Zeit mit Dir zu verbringen, bis du mich sanft in den Schlaf leitest, wie ein guter Hirte.
  4. Tipp: Besonders schön werden wir für andere, wenn wir ihnen ansehen, wo sie uns nötig haben, wenn wir ihnen ein gutes Wort mitgeben, wenn wir ihnen die helfende Hand reichen, wenn wir, auch ohne dass sie es merken, helfen – dann sind wir ganz schön. Wer Gottes Liebe weitergibt, wird durch Gottes Liebe schön. Wer Gottes Gerechtigkeit weitergibt, ist schön, weil Gott durch ihn hindurchstrahlt.
  5. Tipp: Schön werden wir auch, wenn wir erkennen, dass wir durch Gottes Heiligem Geist in uns schön sind. Wir haben es nicht mehr nötig, uns klein zu machen, uns zu verstecken, jedes Fältchen mit Schminke zu übermalen. Gottes Heiliger Geist in uns ist unsere Schönheit. Und weil wir wissen, dass Gottes Heiliger Geist uns schön macht, sind wir schön. Jetzt mögen sie sagen: Sagen sie das mal den anderen, dass ich auch in ihren Augen schön werde, weil ich den Geist Gottes in mir habe! Schon diese Aufforderung zeigt: Ich fühle mich noch klein, unschön, weil ich mich mit den Augen anderer ansehe. Aber auf diese Augen kommt es gar nicht an, sondern darauf, dass ich mit meinen Augen sehe: Gottes Geist macht mich schön, Gott leuchtet durch mich hindurch.
  6. Tipp: Wer Gottes Heiligen Geist in sich hat, muss sich auch um seine Zukunft nicht grämen. Gram macht griesgrämig. Wer weiß, dass selbst der Tod diejenigen nicht unschön machen kann, die in Gottes Schönheit eingetaucht sind, den muss auch die Furcht um sein Leben nicht den Körper bestimmen. Gott ist unsere Schönheit und er wird unsere Schönheit sein.

Wir haben so lange ohne diese Schönheit Gottes gelebt, so dass wir schon recht verkrampft sind. Ein Mensch, der lange Zeit seine Wohnung nicht aufgeräumt hat, wird sie auch nicht mit einem Fingerschnipp aufräumen. Es dauert, bis der Müll vom Guten getrennt und alles Unbrauchbare, Hässliche rausgeworfen ist. Alles dauert – auch bis die Schönheit Gottes uns durchdringt; bis er unsere Verkrampfungen lösen kann, dauert es. Haben Sie Geduld mit sich. Ungeduld macht auch unschön. Gott wirkt an ihnen, wenn Sie diese Schönheitsrezepte anwenden.

Wie viel Zeit wird damit verbracht, den Körper äußerlich zu pflegen – es ist an der Zeit, der Schönheit der Seele dieselbe Pflegezeit einzuräumen. In diesem Sinne: Preist Gott mit eurem Leib. Gott wohnt in uns, er lässt sich von uns preisen. Was für ein Vorrecht, das tun zu dürfen.

Amen.