Galater 5-6: Gott lässt sich nicht verspotten

Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht im Brief des Apostels Paulus an die Galater im 5 und 6. Kapitel. Paulus schreibt:

Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.
Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten,
einander nicht herausfordern und beneiden.
Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird,
so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid;
und sieh selbst, dass du nicht versucht werdest.
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist,
der betrügt sich selbst.
Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk;
und dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben
und nicht gegenüber den anderen.
Denn ein jeder wird seine eigene Last tragen.
Irrt euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten.
Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.
Wer auf das Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten.
Wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.
Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden;
denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.
Darum, solange wir noch Zeit haben,
lasst uns Gutes tun an jedermann,
allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Soweit der Predigttext.

Paulus gibt am Schluss seines Briefes viele Einzelermahnungen – und über jede dieser Ermahnungen könnten wir in der Predigt nachdenken. Eine habe ich mir herausgegriffen: die Ermahnung, die uns zurückschrecken lässt:

Gott lässt sich nicht spotten, denn was der Mensch sät, das wird er ernten.

Dieser Satz, kann uns Angst und Bange machen. Der Satz knallt hinein in unser Gottesbild, das ihn einen guten, liebenden Opa sein lässt. Man kann ihn verspotten – so mancher Spott wird über ihn in den Medien ausgegossen, so mancher Spott in dicken Wälzern und auf Zeitungspapier. Und wir verspotten Gott oft dadurch, dass wir ihn nicht ernst nehmen, sein Willen nicht tun. Gott lässt sich nicht spotten. Nicht mit Worten, aber auch nicht mit Taten. Wenn wir Menschen meinen, wir seien klüger als Gott, wir wüssten besser, was wir tun dürften, was dem Menschen gut tut – irgendwann schlägt das auf den Menschen zurück.

Im Internet kursiert folgender Text:

Eine Schülerin wurde getötet und ein Mensch macht sich darüber Gedanken: „Ich glaube, dass Gott, genau wie wir, zutiefst traurig darüber ist. Doch wir müssen eins klar sehen: Seit Jahren weisen wir Gott aus unseren Schulen, aus unserer Regierung und aus unserem Leben, und da ER ein Gentleman ist, glaube ich, hat ER sich still und leise zurückgezogen. Wie können wir erwarten, dass Gott uns segnet und schützt, wenn wir doch von IHM verlangen, dass ER uns in Ruhe lässt?!“

Ich glaube, es fing damit an, dass sie nicht wollten, dass in unseren Schulen gebetet würde – und wir stimmten zu.

Sie wollten auch nicht, dass die Bibel in der Schule gelesen wird … die Bibel, die sagt: du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Und wir gaben unsere Zustimmung.

Dann trat ein Experte auf und sagte, wir sollten unsere Kinder keinesfalls bestrafen, wenn sie sich schlecht benähmen. Ihre kleine Persönlichkeit würde dadurch verbogen, und wir könnten ihr Selbstbewusstsein schädigen. Und wir sagten, ein Experte wie er würde schon wissen, wovon er rede und stimmten zu.

Dann forderte jemand, Lehrer dürften unsere Kinder keineswegs zur Rechenschaft ziehen, wenn sie gegen die Disziplin verstießen. Und die Schulverwaltung ordnete an, dass kein leitendes Mitglied der Schule ein Kind zur Rechenschaft ziehen dürfe, denn wir wollten ja keine schlechte Presse und schon gar nicht verklagt werden. Und so stimmten wir zu.

Dann trat jemand energisch dafür ein, dass unsere Töchter ruhig abtreiben sollten, wenn sie es wünschten und sie es noch nicht einmal ihren Eltern sagen müssten. Auch dazu gaben wir unser „Ja“.

Dann erklärten einige weise Mitglieder des Schulvorstandes, Jungen seien nun mal Jungen und würden „es“ sowieso tun. Also sollten die Schüler Kondome bekommen, wenn sie sie haben wollten.

Dann traten einige unserer Spitzenpolitiker dafür ein, jeder habe das Recht, privat zu tun, was er wolle, solange er seine Arbeit gut mache. Und wir stimmten zu und sagten, es sei uns ganz gleichgültig, was jemand privat tue, solange er seine Pflicht erfülle und es der Wirtschaft gut gehe.

Dann sagte einer: Lasst uns Zeitschriften drucken mit Bildern von nackten Frauen und erklären, das sei normal und lebensnah. So käme die Wertschätzung der Schönheit des weiblichen Körpers am besten zum Ausdruck, und alle sagten „ja“.

Dann gingen einige noch einen Schritt weiter mit dieser Wertschätzung, und man veröffentliche Bilder von nackten Kindern und stellte sie auch im Internet zur Verfügung. Auch dazu sagten wir ja. Jeder hätte, stellten wir fest, schließlich das Recht, seine Meinung frei zu äußern.

Dann sagte die Unterhaltungsindustrie: Lasst uns Fernsehshows und Filme produzieren, die das verdorbene Gesicht der Welt, die Gewalt und verbotenen Sex propagieren. Und dann lasst uns Musik aufnehmen, die zu Vergewaltigung, Drogen, Mord, Selbstmord und satanischen Ausführungen auffordert. Und wir erklärten, hier ginge es nur um Unterhaltung. Beeinflussen würde uns das überhaupt nicht. Keiner würde das ernst nehmen. Also könnten wir ruhig so weitermachen.

Und jetzt fragen wir uns, warum unsere Kinder kein Gewissen haben, warum sie Gut und Böse nicht unterscheiden können. Vielleicht finden wir ja die Ursache dafür, wenn wir lange genug darüber nachdenken. Ich glaube aber, es hat viel damit zu tun, dass „wir ernten, was wir säen“.

„Lieber Gott, warum hast du das Mädchen nicht gerettet, das in ihrem Klassenzimmer umgebracht wurde?“ Mit freundlichen Grüßen, ein besorgter Schüler.

Die Antwort: „Lieber besorgter Schüler, ich habe Hausverbot in Schulen. Mit freundlichen Grüßen, Gott“.

Komisch, wie einfach es den Menschen fällt, Gott auf den Müll zu werfen und sich dann zu fragen, warum die Welt der Hölle entgegensteuert. Komisch, dass wir den Zeitungen glauben, aber in Frage stellen, was die Bibel sagt. Komisch, dass doch jeder in den Himmel kommen will – aber auf keinen Fall glauben, denken, sagen oder tun will, was in der Bibel steht. Komisch, dass jemand sagen kann: „Ich glaube an Gott“, aber dennoch Satan folgt, der, nebenbei gesagt, auch an Gott „glaubt“. Komisch, dass wir so schnell urteilen, uns aber nicht beurteilen lassen. Komisch, dass Sie Tausend „Witze“ per e-Mail versenden können und sie sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Aber wenn Sie anfangen, Botschaften über Jesus Christus zu versenden, zögern die Leute, sie weiterzugeben. Komisch, dass Lüsternes, Geschmackloses, Vulgäres und Obszönes überall ungehindert präsentiert wird, aber das offene Gespräch über Gott in den Schulen und Arbeitsstellen regelrecht unterdrückt wird. Komisch, dass jemand sonntags so begeistert sein kann von Gott, aber den Rest der Woche als unsichtbarer Christ verbringt. Komisch, dass wir viel mehr darum besorgt sind was andere Menschen über uns denken als darüber, was Gott von uns denkt. Und dann geschieht etwas, das die Welt aus den Angeln hebt. Und wir sind enttäuscht, dass Gott nicht eingreift?

Soweit der Text aus dem Internet.

Gott lässt sich nicht spotten. Und sein Zorn wirkt sich darin aus, dass er sich zurückzieht und die Menschen sich selbst überlässt. Und das wird für alle Beteiligten bitter. Ganze Gesellschaften können von Gott verlassen sein, und es herrschen Korruption, Hass, Misstrauen, Mord, Missachtung der Rechte anderer. So sehen wir in vielen Völkern, wie sich das Böse mit allen Gemeinheiten, die es sich nur auszudenken vermag, gegen die Guten wehrt. Und sobald Völker sich dieser bösen Gewalt ausliefern, kommen sie nur schwer von ihr weg. Und so wird es auch diesem Land gehen: Wird Gott in die Rumpelkammer der Geschichte gesteckt, dann Gnade uns Gott!

Aber Gott lässt sich nicht in die Rumpelkammer stecken. Immer wieder kommt er hervor und versucht, Menschen zu sich zu locken: Kommt her, ihr Menschenkinder, wendet euch mir zu, lasst euch von meiner Liebe ergreifen! Tut meinen Willen! Und es kommen immer Menschen, die, koste es was es wolle, sich Gott zuwenden. Und an die schreibt Paulus die folgenden Verse des Predigttextes:

Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden;
denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.
Darum, solange wir noch Zeit haben,
lasst uns Gutes tun an jedermann,
allermeist aber an des Glaubens Genossen.

In allen Gesellschaften, und seien sie noch so sehr vom Bösen beherrscht, hat Gott seine Menschen. Und auch in diesem Land, in dem es noch sehr gut geht, hat Gott viele seiner Menschen. Und diese Menschen dürfen nicht müde werden, Gutes zu tun! Sie dürfen dem Bösen an keiner Stelle Raum lassen, damit er auch dieses Land nicht unter seine Kontrolle bekommt. Und so mahnt Paulus: tut Gutes – solange wir noch Zeit haben. Es können immer Zeiten kommen, in denen es kaum mehr möglich ist, Gutes zu tun, ohne dass Menschen dafür verfolgt, bestraft und ermordet werden. Wir sehen das in vielen Ländern dieser Erde – wir wissen aus der deutschen Vergangenheit, wie schnell das gehen kann. Es kann einmal zu spät sein. Bei uns ist es noch nicht zu spät, darum:

lasst uns Gutes tun an jedermann,
allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Und was ist das, Gutes tun? Einige Verse vorher schreibt Paulus, dass der Geist Gottes Glaubende dazu antreibt, Gutes zu tun:

Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.

In diesem Sinn zu leben ist nicht immer leicht, weil die Welt von anderem bestimmt ist.

Es gibt Studien von Verhaltensforschern: Ein Mensch betritt einen Fahrstuhl. Andere folgen ihm. Es geschieht zunächst nichts besonderes, doch dann geschieht etwas Eigenartiges: Alle eingeweihten Testpersonen drehen sich um und schauen an die Wand, mit dem Rücken zur Tür. Der Mann, der nicht eingeweiht war und sich wie üblich mit dem Gesicht zur Tür stellte, wird verwirrt, schaut die anderen Hilfe suchend an, wird nervös – dann passt er sich den anderen an, und dreht sich auch um. Oder: Teilnehmer sitzen vor zwei Tafeln, auf die unterschiedlich lange Striche aufgemalt wurden. Gefragt, ob sie gleichlang sind oder nicht, sagen alle eingeweihten Testpersonen: sie sind gleichlang. Der eine, der nicht eingeweiht wurde, dachte zuerst, die sind unterschiedlich lang. Als aber alle behaupteten, sie seien gleich lang, schloss er sich an und sagte auch: die sind gleichlang. Sehr viele Menschen sind nicht in der Lage, ihre Meinung zu vertreten, wenn alle anderen eine andere Sichtweise haben. Und so geht es auch mit wesentlichen Dingen des Lebens: Sagen alle: Gott gibt es nicht, was sagen wir dann? Sagen alle: Es kommt nicht darauf an, was Gott will, sondern darauf, was wir heutige Menschen für richtig halten – was sagen wir dann? Paulus ist mutig. Er versucht, sich gegen die Mehrheit der Gemeinde auf die Seite Gottes zu stellen und sagt: Gott hat alles für uns getan. Wenn wir uns ihm anvertrauen, dann tun wir auch das, was er von uns haben möchte, zum Wohl der Menschen.

Doch was tut den Menschen wohl? Sie zu lieben. Doch was ist Liebe? Liebe bedeutet nicht, sie gegen den Willen Gottes leben zu lassen. Liebe bedeutet auch nicht, sie nicht mit Gott zu behelligen, weil sie von Gott nichts wissen wollen. Liebe bedeutet auch zu sagen: Gott lässt sich nicht spotten. Wer auf das Fleisch sät, wird Vergänglichkeit ernten. Gottes Liebe besteht darin, den Menschen den Weg zu zeigen, den sie mit ihm gehen können, um ein in Gottes Augen gelingendes Leben zu führen. Gottes Wege sind häufig nicht leicht zu gehen. Im Gegenteil. Aber wir wissen, wenn wir mit Gott leben wollen, in unserem tiefsten Innern: Das ist Gottes Weg. Gott lässt sich nicht spotten. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als Gott um Vergebung zu bitten, dass wir so wenig auf ihn gehört haben, ja, überhaupt nicht nach seinem Willen gefragt haben. Und darum irren wir so hin und her, wissen nicht mehr, was das eigentlich ist: gut und böse. Und so mag er selbst uns helfen:

Gutes zu tun und darin nicht müde zu werden;
denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.
Darum, solange wir noch Zeit haben,
lasst uns Gutes tun an jedermann,
allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Das zu tun, helfe uns Gott.

Amen.