♫ ʘ Gott schenkt Leben (Apostelgeschichte 17)

Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht in der Apostelgeschichte des Lukas im 17. Kapitel (aus Corona-Gründen gekürzt):

Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und wirklich, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

Gott hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.

Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. So ging Paulus von ihnen. Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig.

Soweit der Predigttext.

An diesem Text sehen wir, dass auch unter frühen Christen Menschen wie Paulus wirkten, die philosophisch gebildet waren. Sie kannten die Literatur und die Philosophen der Zeit. Und dennoch: Sie glaubten an Jesus Christus. Das gibt es auch noch heute: Menschen freuen sich ihres Glaubens und gehen mit dem Unglauben gelassen um. Dennoch:

Die Botschaft von der Auferstehung der Toten hat schon immer Spott hervorgerufen – und ist ja, wenn wir sie recht bedenken, ist das auch eine sonderbare Sache. Alles ist vergänglich – und der Mensch soll auferstehen?

Jeglicher Glaube an irgendeinem Weiterleben nach dem Tod ist unrealistisch. Und so zweifelt auch unser Verstand die Botschaft von der Auferstehung an. Da geht es uns wie den Hörern von Paulus. Doch als Paulus diese Botschaft ausgesprochen hatte, geschah etwas Eigenartiges: Einige spotteten, einige wollten später weiteres darüber hören – aber einige wurden gläubig.

Wir haben hier drei Gruppen von Menschen vor uns – vielleicht sind alle drei Typen auch ein Teil von uns?

Die erste Gruppe spottet. Sie hat ein festes Weltbild: Der Mensch stirbt, er vergeht. Aus ists. Können Menschen die ein solch festes Weltbild haben eigentlich erklären, warum es überhaupt irdisches Leben gibt? Leben ist eigentlich unmöglich. Es ist unmöglich, dass aus Materie Seele, Geist, Verstand entstehen. Wer kommendes Leben, wer Auferstehung ablehnt, ist in einem festen Weltbild gefangen – und darf gar nicht weiter nachdenken, denn dann würde er nicht verstehen, warum es überhaupt Leben auf der Erde gibt. Und Paulus sagt diesen Menschen: Gott hat die Welt geschaffen. Erst dann, wenn wir Gott in unser Weltbild hereinkommen lassen, dann verstehen wir auch, warum es Leben gibt, warum wir selbst leben, warum Pflanzen  und Tiere leben. Wie Gott das Leben ermöglicht, es geschaffen hat, so zeigt er auch durch die Auferweckung Jesu, dass er am toten Menschen als Schöpfer wirksam ist. Auferstehung der Toten ist: Neuschöpfung. Gott der Schöpfer macht aus uns toten Menschen einen lebenden Menschen.

Die zweite Gruppe findet das alles ja sehr interessant. Sie hört gerne solche Lehren. Sie muss aber mehr darüber hören, sie muss darüber diskutieren, muss das Für und Wider sorgfältig abwägen. Hat Gott die Welt wirklich geschaffen? Das ist für die griechischen Zuhörer des Paulus schon einmal eine wichtige Frage. Zeus als Schöpfer? Mal darüber nachdenken, wie das Leben gekommen ist, aber Zeus als Schöpfer? Von welchem Gott spricht Paulus da? Er spricht nicht von Zeus, sondern von dem Gott, zu dem wir Menschen von uns aus gar nicht hinkommen können, den wir uns gar nicht denken und ausdenken können. Wir können denkerisch nur zu den kleinen Göttern kommen, die wir uns selbst gemacht haben. Aber den wahren Gott, den Gott, der in all seiner Schöpfung am Wirken ist, den können wir nicht erkennen. Wir können ihn höchstens ahnen. Darum nennen ihn die Griechen „unbekannter Gott“. Doch wie können wir Gott erkennen? Woher wissen wir, wie er ist, wie er es mit uns Menschen meint? Das können wir nicht wissen. Doch, sagt Paulus: Wir wissen, wie Gott zu uns Menschen steht. Er zeigt uns seine Liebe in Jesus Christus. Indem Gott, der Schöpfer der Welt, Jesus Christus auferweckt hat, zeigt er, dass er uns Menschen sehr wichtig nimmt, und uns nicht vergehen lässt. Das ist ein Gott! Es gibt so viel Menschen – und jeden einzelnen nimmt er wichtig: Du bist wichtig. Jeder und jede einzelne sind dem Schöpfer so wichtig, dass er nicht möchte, dass wir ewig sterben. Also: Er will, dass auch du lebst in Ewigkeit. Nun, darüber lässt sich viel diskutieren, mögen unsere Diskussionen liebenden Menschen aus Athen sagen.

Und einige wurden gläubig. Es gibt Menschen, die nicht verlernen zu staunen. Sie sehen das pulsierende Leben der Natur, sie sehen den Sternenhimmel, hören die vielen verschiedenen Vogelstimmen singen und die Blumen in so vielen Formen und Farben blühen. Sie sehen den Menschen in seinem Leben, seinen Versuchen, diesem Leben Sinn und Glück und Freude zu geben, sie sehen den Menschen, der leidet, enttäuscht ist und Angst hat. Es gibt so viel zu staunen über diese Schöpfung, dieses eigenartige Etwas, diese Vielfalt, den Wind, die Wolken, das Meer, die Jahreszeiten mit ihrem wechselnden Blätterkleid. Es gibt Menschen, die staunen – und sie staunen und ahnen einen Schöpfer hinter all dem Wunderbaren oder auch dem Rätselhaften. Dann hören diese staunenden Menschen die Botschaft von der Liebe Gottes, davon, dass dieser Gott nicht möchte, dass seine Schöpfung, dass jedes einzelne Geschöpf zerstört wird. Und sie halten ihre Seele, ihren Geist und ihren Verstand dieser Botschaft hin und sie berührt ihre Seele, ihren Geist und ihren Verstand. Da können sie auch diskussionsfreudig sein, alles hinterfragen, allen Rätseln nachgehen, denn Gott möchte ja, dass wir es versuchen – aber mit seiner Hilfe versuchen. Und auch der Verstand wird von Gott angerührt.

Das ist wie mit dem Sonnenlicht: Wir mögen das, was es mit Sonne und Sonnenstrahlen zu tun hat nicht verstehen – aber wir können uns von ihr wärmen lassen, wir können uns anleuchten lassen, wir können daraus Kraft bekommen – auch wenn wir das alles nicht verstehen. Wenn wir all das, was mit der Sonne zu tun hat, nicht verstehen – heißt es dann, dass es sie nicht gibt? Nein. Die Sonne wärmt und strahlt auf uns, ob wir es verstehen oder nicht. Genauso ist es mit Gott: Er umfängt uns, ob wir es verstehen oder nicht. Halten wir unsere staunende Seele der Botschaft von der Auferstehung Jesu hin – und sie wird anfangen zu leuchten. Dann wird sie auch den Menschen um uns herum ein kleines Licht sein. Gottes Neuschöpfung beginnt mit denen, die sich von ihm berühren lassen und vollendet sich in seiner Ewigkeit. Beginnt mit uns die Neuschöpfung Gottes, dann gehen wir auch mit den Mitgeschöpfen anders um, liebevoller um, staunender um. Gebe es uns Gott.    

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.