2. Korinther 5,1-10: Heimat bei Gott im Himmel

Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht im 2. Brief des Paulus an die Korinther im 5. Kapitel:

Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.

Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden.

Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben.

Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.

Soweit der Predigttext.

Was schreibt Paulus mit diesen schwer zu verstehenden Worten? Christen haben ihre Heimat im Himmel. Sie sehnen sich auch nach einem Leben in Gottes unmittelbarer Nähe. Aber sie haben Angst vor dem Sterben und dem Tod. Sie wollen lieber ohne Sterben in die himmlische Heimat eingehen. Wir Christen wissen, so Paulus, von der himmlischen Heimat, obwohl wir nicht darin leben, weil Gott uns seinen heiligen Geist gegeben hat. Der Geist Gottes macht es uns ganz gewiss, dass wir in unsere Heimat hineingehen werden. Aber solange wir hier und jetzt leben, versuchen wir so zu leben, dass wir Jesus Christus gefallen. Das versuchen wir darum, weil wir in unserer Heimat erst einmal vor das Gericht Jesu Christi gestellt werden. Und dann werden wir den Lohn für unser Leben bekommen.

Diese Worte des Paulus sind nicht nur schwer zu verstehen, sondern sie sind uns vielfach auch fremd. Wir fühlen uns hier auf der Erde wohl. So wohl, dass wir gar nicht an eine andere Zeit, an einen anderen Ort denken. Aber dieses Wohlfühlen in irdischen Dingen ist immer nur zeitlich begrenzt. Aber denken wir auch dann, wenn es uns schlecht geht an die himmlische Heimat?

Was bedeutet das eigentlich: himmlische Heimat. Paulus versteht darunter, dass Christen endlich bei dem sind, zu dem sie gehören. In dieser Welt herrscht so viel Böses, herrschen Angst, herrschen Unsicherheit, Verzweiflung, Einsamkeit und Schmerzen. Das kann nicht alles sein, das kann nicht unsere wahre Heimat sein. Darum warten wir darauf in die Heimat im Himmel zu kommen, wir warten auf das Leben bei Jesus Christus, der uns liebt.

Aber sind all die negativen Erfahrungen, die wir Menschen auf der Erde machen müssen, wirklich der Grund, weshalb Paulus an die himmlische Heimat glaubt, sie in Sehnsucht erwartet? Nein. Der Glaube an die himmlische Heimat ist keine Vertröstung für schwere Zeiten. Im Gegenteil: Glaubende haben den Geist Gottes – das heißt: Sie haben Jesus Christus als den kennengelernt, der Menschen liebt, der ihnen die Sünden vergibt, der sie in seine Arme nimmt, wenn sie traurig sind, der sie stärkt – kurz: Glaubende leben in diesem Leben aus Jesus Christus – und darum freuen sie sich, wenn sie ihn später von Angesicht zu Angesicht sehen dürfen. Nicht die Erfahrung, dass alles schlecht und übel ist, ist der Motor für die Erwartung des Paulus, sondern: die Liebe Jesu Christi, die Glaubende hier schon umfängt, ist der Grund der Sehnsucht.

Diese Liebe Jesu Christi, die Glaubende erfahren haben und erfahren können, ist auch der Grund dafür, weshalb Paulus all die Nöte und Gewalttaten gegen seine Person erträgt. Er hat Verfolgung erfahren, er hat Folter erlitten – sogar Steinigungen überlebt. Er hat damit das erlebt, was Christen seit Jesus Christus auf der Erde war erlebt und erlitten haben: Verfolgungen durch Staatsbeamte und Anhänger verschiedenster Götter. Aber auch Verfolgungen durch Menschen, die durch Christen ihren normalen Alltag in Gefahr sahen: Sklavenhändler, Devotionalienhändler. Es gab groß angelegte Verfolgungen, denen tausende von Christen zum Opfer fielen, durch Verrat, Überfälle, Misshandlungen, verbunden mit Verspottungen. Es gibt aus der alten Zeit viele traurige Berichte. Diese Verfolgungen gehen weiter bis heute. Vor allem sehen Ideologien und andere Religionen den christlichen Glauben als Konkurrenz, als Gefahr an. Im letzten Jahrhundert haben Nationalsozialismus und Kommunismus unzählbar vielen Christen das Leben gekostet. Wir denken da an die nicht mehr existierende Sowjetunion. Wir denken an China. In China leben immer noch viele Christen in Lagern – aber auch in anderen kommunistischen Staaten: in Nordkorea, in Laos, in Vietnam, in Eritrea – überall da hören wir noch von grausamen Vorgehensweisen gegen Christen.

Aber auch Religionen stehen dem in nichts nach. In den letzten Monaten sind Hindus in den Blick gekommen, obwohl extremistische Hindus schon immer gegen Christen kämpften: Immer wieder wurden einzelne Christen bestialisch ermordet, vergewaltigt, verbrannt. Warum das alles? Hindus sind in Kasten unterteilt. Und die Menschen der untersten Kaste zählen nichts. Vor allem Menschen dieser untersten Kasten werden Christen. Sie wissen: Ich bin wertvoll, weil Gott mich liebt, auch wenn mich andere Menschen verachten. Im Hinduismus wird die Reinkarnation gelehrt. Wer in der untersten Kaste wiedergeboren wird, hatte im vorangegangenen Leben versagt. Werden sie nun Christen, wissen sie: Jesus Christus nimmt meine Schuld und die Wiedergeburt braucht mir keine Angst mehr zu machen. Das ist den mächtigen Kasten ein Dorn im Auge. Und weil die Menschen der untersten Kasten nichts zählen, können sie sie auch ermorden, verbrennen, vergewaltigen usw. – sie zählen ja doch nichts. Aber Christen wissen: Gott liebt sie. Und gerade dann, wenn sie verfolgt werden, leben sie ein Leben in der Nachfolge: Ihnen geht es so wie es Jesus Christus erging.

Am meisten werden Christen in islamischen Ländern verfolgt. Der Alltag der Christen ist bis heute in vielen islamischen Ländern unsäglich schwer. Das vor allem dann, wenn sie dem Islam den Rücken gekehrt haben und sich Jesus Christus zugewendet haben. Und die Mittel gegen Konvertiten sind grausam: Kindesentführungen, Inhaftierungen ohne Gerichtsbeschluss – und manchmal auch unschuldig mit Gerichtsbeschluss, weil die Richter den Mob fürchten, denken wir an Pakistan und dem Iran. Entführungen von Mädchen – weil die Menschenverächter nicht an die Eltern herankommen und um sie zur Heirat zu zwingen, wie in Pakistan und Ägypten. Die einzelnen Moslems in unserem Land können wirklich nichts dafür. Manchmal sind sie ja selbst hierher gekommen, weil sie in ihren Ländern Schwierigkeiten bekommen haben. Und man darf sie auch nicht haftbar machen. Die verfolgten Christen haben zu allen Zeiten gezeigt: Gott liebt auch die Verfolger und will, dass sie umkehren und ein neues Leben anfangen. Jesus hat Feindesliebe gelehrt, Jesus hat gelehrt, dass Gewalt mit Liebe zu begegnen ist. Eine alte christliche Weisheit sagt: Auf dem Blut der Märtyrer baut Gott seine Kirche. Was heißt das? Es ist in all diesen Ländern, in denen Christen verfolgt werden, zu sehen: Es werden immer mehr Menschen Christen. Immer mehr lernen Jesus Christus als ihren Herrn kennen und lieben – trotz der Verfolgung. Und gerade das macht ja die Gegner so fanatisch und zornig: Ihr Wüten hilft nichts. Wenn Jesus Christus Moslems und Hindus im Traum erscheint – und sie dann Christen werden, da kann kein Schlächter etwas gegen machen. Und diese Christen, die getötet werden, wissen: Meine Heimat ist im Himmel. Wir müssen viel Leiden – aber wir sind geliebt, wir sind angenommen, wir werden ewig bei dem geliebten Jesus Christus sein.

Das führt uns wieder zur Ausgangsaussage zurück: Unsere Heimat ist im Himmel – und weil wir Jesus Christus kennengelernt haben, darum freuen wir uns auf ihn, auch wenn wir das Sterben, die Schmerzen und den Tod fürchten. Wie können wir ihn so kennenlernen, dass wir ihn auch lieben können? Auch hier haben Christen in der Nachfolge Jesu – seit alter Zeit ein paar Tipps:

  • Auf Jesus hören. Wer sich um Worte Jesu kümmert, wer sie in seinem Herzen bewegt, wer über die Taten, die von seiner Liebe und Zuwendung zu den Menschen sprechen, liest, der kann ein wenig vom Mantelzipfel Jesu ergreifen.
  • Zu Jesus rufen, ihn suchen, anklopfen an seine Tür: das heißt beten. Wer sich Zeit nimmt, eine bestimmte Zeit oder auch immer wieder im Alltag ihn sucht, zu ihm ruft, dem wird er seine Hand reichen. Vielleicht nicht sofort – aber er wird sie reichen.
  • Versuchen Jesus Christus nachzufolgen, in seinen Fußtapfen zu gehen. Oh, das ist schwer: Es ist schwer, anderen zu vergeben, anderen mit zuvorkommender Liebe zu begegnen, keine Reaktion erwarten und dennoch freundlich sein, teilen und abgeben, gute Worte zureden – all das bedeutet, in den Spuren Jesu zu gehen. Und dann wird sich Jesus Christus irgendwann in seiner Liebe zu erkennen geben.
  • Auf ihn warten. In Geduld auf ihn warten. Irgendwann wird er vorbeikommen – dann aber die Chance nicht verpassen und zu ihm rufen, auf ihn zu laufen und mit ihm laufen.

Das sind vier Tipps: auf ihn hören, zu ihm beten, ihn lieben, auf ihn warten – dadurch kommt er uns nah, wir erfahren seine Liebe und seine Nähe und sind bereit für die himmlische Heimat. Manche erleben das erst auf dem Sterbebett – und sind glücklich, weil ihre Seele heil geworden ist. So ist es. Übrigens: Wer Jesus Christus schon kennengelernt hat – sei ihm dankbar, in allen Dingen dankbar. Amen.