5. Buch Mose / Deuteronomium 5,6: Gott allein

Weltgebetstag: Verfolgung von Christen (gleichzeitig: 100 Jahre Ende 1. Weltkrieg, 80 Jahre Reichspogrom-Nacht)

Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir. (Dtn 5,6)

Dem Predigttext habe ich die These 1. Barmer Theologische Erklärung zur Seite gestellt:

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Soweit der Bibeltext und die These der Barmer Theologischen Erklärung.

Wir kennen das schon aus dem Alten Testament: Wenn Menschen Gott und seine menschlichen Gebote missachten, handeln sie unmenschlich – und das erkennen wir auch an uns Christen: Wenn wir Gott missachten und den Geist Jesu Christi übersehen, indem wir anderes wichtiger nehmen als Jesus Christus, dann geschieht Entsetzliches:

  • Wenn die Nation wichtiger wird als der Geist Jesu Christi, bekommen wir Nationalismus.
  • Wenn die Rasse wichtiger wird als der Geist Jesu Christi, bekommen wir Rassismus.
  • Wenn die Frage der sozialen Klasse wichtiger wird als der Geist Jesu Christi, bekommen wir Kommunismus oder bekamen die Aristokratie.
  • Wenn die Frage des Geldes wichtiger wird als der Geist Jesu Christi, bekommen wir Kapitalismus.
  • Wenn das hierarchische Christentum wichtiger wird als der Geist Jesu Christi, bekommen wir Klerikalismus.
  • Wenn Christen sich der jeweils herrschenden Meinung anpassen, werden sie zu Mitläufern, zu Wendehälsen, im schlimmsten Fall barbarisch.

Diese Aufzählung können wir in viele Bereiche hinein weiterführen. Das nicht nur auf der politischen Ebene, sondern auch in unserem kleinen Alltag hinein: Woran wir unser Herz hängen, so sagte Luther, das ist unser Gott. Wenn Sorgen und Zukunftsängste uns bestimmen, dann haben wir in ihnen unseren Gott gefunden. Wenn Geld oder Sexualität oder Gesundheit uns bestimmen, dann haben wir in diesen unseren Gott gefunden. Nicht mehr Jesus Christus beherrscht uns, uns beherrschen Angst, Eigensüchte, gesellschaftliche Fragestellungen.

Die verfolgten Christen passen sich nicht an. Sie folgen Jesus Christus nach, leben aus seinem Geist heraus. Diese Haltung, die sich allein an Jesus Christus ausrichtet, provoziert Menschen unterschiedlichster Religionen und Weltanschauungen bis aufs Blut. Sie provoziert auch Christen in unserem Land, denen es gut geht, die sich erstaunt die Augen reiben darüber, dass sich diese Christen nicht ihren jeweiligen Herrschaftssystemen, in denen sie leben, anpassen. Warum tut ihr nicht das, was der Islam sagt? Warum tut ihr nicht das, was die Kommunisten sagen? Warum tut ihr nicht das, was die Hindus und Buddhisten, Atheisten sagen? Passt Euch an! Ihr seid doch selbst schuld, wenn Ihr Opfer werdet!

Genau das, was wir vielfach diesen verfolgten Christen vorschlagen, sich anzupassen, werfen wir in einem Atemzug den Deutschen Christen vor: Sie haben sich den Nationalsozialisten angepasst. Sie haben sich dem selbst ernannten Führer und seinen Partei-Vertretern unterworfen. Sie haben ihn in den Himmel gehoben! Sie haben von ihm die Rettung erwartet, sie haben in Gebeten vielfältig den Führer einbezogen: Danke Gott für das Brot, das uns der Führer schenkt! – so hieß eines, das ich einmal gelesen habe. Je weiter Christen sich von Jesus Christus entfernt haben, je stärker sie diese menschenfeindliche Ideologie über sich bestimmen ließen, desto massiver sind sie in den Strudel des Abgrunds hineingeraten. Sie haben mitgemacht, wenn Menschen erniedrigt wurden, mitgemacht, wenn Menschen ausgeschlossen wurden, die Augen verschlossen – man wollte nichts von dem Bösen hören, sehen, man wollte es nicht glauben. Weil man es nicht glauben wollte, konnte man es nicht glauben – und machte darum mit. Man trieb hinein in abgrundtiefen Hass, zog andere mit.

Entsprechend gab es heftige Kämpfe gegen eine Minderheit in der Kirche, gegen die so genannten Bekennenden Kirche. Die Frauen und Männer der Bekennenden Kirche versuchten, sich dieser Flut an Unmenschlichkeit entgegenzustemmen. Und so haben sie gegen die laut krakeelende Mehrheit in der Kirche die Barmer Theologische Erklärung entgegengehalten.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Warum müssen Christen das nicht tun? Dürfen das nicht tun? Weil, wie es eingangs zu dieser Verwerfung heißt:

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

  • Wenn Christen das beherzigen, wenn sie aus dem Geist Jesu Christi leben, dann sind solche Irrwege nicht möglich:
  • Hass hat keinen Raum im Herzen und in der Seele. Nicht gegen Feinde, nicht gegen Andersdenkende, nicht gegen Fremde, nicht gegen Menschen, die anders sind, als wir es sind und es gerne hätten, nicht gegen andere Parteien. Martin Luther King, der Kämpfer gegen Rassenhass sagte: „Lass dich von niemanden so tief hinabziehen, dass du ihn hasst.“ Hass zerstört Herzen, Seelen, Hirne – die der Hassenden.
  • Wenn Christen das beherzigen, aus dem Geist Jesu Christi leben, dann hat auch Mitläufertum keine Chance, auch auf die Gefahr hin, dass sie selbst von Mitläufer-Christen oder Wendehals-Christen in Gefahr gebracht werden.
  • Wenn Christen das beherzigen, werden sie auch mutig, im Geist Jesu allem Übel zu widerstehen, auch wenn sie selbst erniedrigt werden, bedroht und verspottet werden.
  • Wenn Christen das beherzigen, werden sie sich auch brüderlich aber standhaft gegen andere Christen wenden, die sich unmenschlich verhalten, die Tätern die Hand halten und im Sinne der Täter gegen Opfer handeln, auch wenn die Opfer Christen sind.
  • Wenn wir das beherzigen, bitten wir auch Gott, dass er die Kirche immer wieder erneuere, ihr den Blick des Mutes und der Menschlichkeit schenke, ihr dafür die Hände stärke und den Mund öffne. Dass sie nicht naiv auf alles Mögliche reagiert, sondern wie Jesus sagt: Klug und ohne Falsch, realistisch und ehrlich.

Gott hat uns gezeigt, wie wir uns verhalten sollen. Jesus hat uns gezeigt, wie wir uns menschlich verhalten sollen und wir können aus Gottes Geist heraus menschlich leben. Die UN Menschenrechtscharta steht in dieser Tradition von Jesus Christus, unserem Herrn. Gott sei Dank, sind wir schon viel weiter, als noch vor Jahrhunderten – und doch fallen wir Menschen immer wieder in die Barbarei zurück, weil wir eben denjenigen aus den Augen verlieren, der uns helfen möchte, menschlich zu sein: Jesus Christus durch seinen Geist. Wir wissen, was menschliches Verhalten ist, was gut ist und was böse. Wenn die Menschheit das Fundament Jesus Christus verlässt, dann hilft alles Wissen nichts, die Aggressionen bekommen die Oberhand, man fühlt sich angegriffen, beleidigt – und schlägt wie auch immer zurück -, man fühlt sich erhaben, über andere erhöht – und erniedrigt andere. Wir Christen haben ein Fundament. An diesem Fundament, Jesus Christus, müssen wir uns festhalten.

Dieses Auf-Jesus-Schauen, ist auch die Grundlage unseres alltäglichen persönlichen Lebens. Wenn wir das beherzigen, dann hat das auch Auswirkungen auf uns selbst, unser Herz, unsere Seele, unser Denken und damit auch auf unseren Körper.

Vertrauensvoll legen wir uns dem in die Hand, dem wir gehören: Gott in Jesus Christus. Wir legen ihm unsere Ängste und Sorgen in die Hand, das, was uns belastet, unsere Lieben, die Menschen, die uns schwer fallen, wir uns selbst, die wir uns selbst sehr, sehr schwer fallen können, weil wir unseren Erwartungen nicht entsprechen, weil wir nicht wissen, welche Wege wir gehen sollen und welche Wege uns selbst oder unsere Lieben oder andere Menschen verletzen.

Auf Jesus schauen bedeutet: In seinem Geist auf sein Wort hören, in seinem Geist mit ihm beten, in seinem Geist in unseren Alltag gehen. Das ist die Kraft, die auch verfolgte Christen stärkt, sie mutig werden lässt, den Gefahren in die Augen zu blicken, sie auf sich zu nehmen. Sie und uns legen wir in Gottes Hand – uns, die wir Gottes Kinder sind.