Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht im Epheserbrief im 5. Kapitel:
Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.
Lebt als Kinder des Lichts:
die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist,
habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise,
kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit.
Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Soweit der Predigttext.
Die Bibel hat nichts mit der Gegenwart zu tun – hört man landauf, landab. Nun: Ein Kind des Lichts sieht, wo die Finsternis regiert. Ein Kind des Lichts, das nach Gottes Willen leben möchte, sieht, wo es ganz und gar nicht nach Gottes Willen zugeht. Die Bibel lehrt, die Finsternis zu sehen – und in sie hineinzusehen. Die Bibel lehrt, dass Kinder des Lichts keine Angst haben müssen vor der Finsternis. Für Christen hat die Finsternis nie das letzte Wort – am Ende steht immer unser Licht: Jesus Christus, der uns zu Kindern des Lichts macht. Also: Machen wir uns auf den unangenehmen aber nötigen Weg in die Finsternis.
Wie führt man ein Leben als weise Menschen und nicht wie unweise Menschen? Indem man die Zeit voll nutzt. Was bedeutet das? Glaubende sollen zusehen, dass sie in dieser bösen Zeit möglichst viele Menschen der Bosheit entreißen. Aber um das zu können, muss man erst selbst einmal verständig sein, sehen, was Gottes Wille ist, sich vom Geist Gottes füllen lassen. Dazu gehört auch, sich und anderen – und mit anderen fröhliche Gotteslieder zu singen, um Gott zu danken. Wenn Glaubende das tun, dann leben sie als Kinder des Lichts.
Nur: Es ist gefährlich, als Kind des Lichts zu leben. Denn ein Kind des Lichts deckt Finsternis, deckt dunkle Machenschaften, deckt Lüge, Betrug, Ungerechtigkeit auf. Und welcher Dunkelmann mag das schon, dass man ihn und seine Machenschaften ans Licht zerrt?
Es geht jedoch nicht nur um Anklage und um Aufdeckung des Dunklen, des Bösen – Kinder des Lichts sollen sich auch einsetzen, die Zeit auskaufen, damit es besser wird, damit das Böse, das Dunkle zurückgedrängt wird. Sie sollen das Gute tun!
Darum: Kind des Lichts zu sein – erfordert Mut. Das schon allein darum, weil, wie der Epheserbrief schreibt, weil man nicht mitmachen soll. Es geht nicht nur darum, Böses aufzudecken – was Ärger einbringen kann – sondern darum, gar nicht erst mitzumachen. Und schon das ist den Bösen ein Dorn im Auge, ein ständiger Stachel. Sie wissen, dass das, was sie tun, böse ist – aber einer, der nicht mitmacht, der ist ein Stein des Anstoßes, ein Verräter – und allein darum werden viele Christen in aller Welt drangsaliert. Sie machen nicht mit. Kinder des Lichts machen nicht mit. Das kennen Sie auch im Kleinen. Wenn über andere gelästert wird und man nicht mitmacht – es entsteht eine komische Spannung; wenn man zeigt, dass man zu Jesus Christus gehört – es entsteht eine komische Spannung. Es werden Witzchen gemacht, manche ernsthaft Tuende versuchen einen mit albernen und banalen Vorwürfen gegen die Kirche ins Gespräch zu ziehen. Mit Witzen über Gott, die es schon gab, bevor das Christentum überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Mit riesigem, langen Bart – immer und immer wieder dasselbe, das die Kinder des Lichts zu hören bekommen. Diese Schlauen haben keine Ahnung von Hexenverfolgung und von den Kreuzzügen, sie wissen nichts über Galileo usw. – aber diese Themen werden ständig angebracht, um den christlichen Glauben anzugreifen. Und sie gewinnen Punkte bei den Zuhörern, weil es großen, schlauen Eindruck macht, wenn diese Stichpunktegenannt werden.
All die Finsternisse – auch die Finsternisse der Kirche – werden ans Licht gebracht. Sie werden von dem ans Licht gebracht, der alle Dunkelheiten ausleuchtet. Und wir müssen gestehen – immer wieder gestehen – wie sehr machen wir mit, wenn es um Bosheiten geht – auch um kleine. Wir haben manchmal erst Mut dagegen anzugehen, wenn ein anderer es wagt, leise Zweifel zu äußern und zu sagen: Das ist falsch. Dann haben auch wir vielleicht Mut, nicht mitzumachen. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Wach auf, bevor es zu spät ist, und du als Mitläufer des Bösen erkannt wirst. Ändere dich, auch wenn du allein stehst, kaufe die Zeit aus, indem du Gutes tust, indem du den Willen Gottes erfüllst! Das zu sagen bedeutet schon Mut. Vielleicht nicht im Gottesdienst – aber sagen wir das mal draußen.
Kinder des Lichts, lasst euch nicht einschüchtern, von nichts und von niemandem! Lasst euch auch nicht entmutigen und sagen: Es nützt doch alles nichts! Denn wir haben einen Auftraggeber: Gott, der uns in Jesus Christus zu Kindern des Lichts gemacht hat. Damit die Kinder des Lichts aber auch mutig sein können, benötigen sie Hilfe: Sie benötigen einander. Sie benötigen andere Kinder des Lichts, mit denen sie singen, Gott loben und Gott danken. Singen stärkt, singen macht das Herz offen und weit. Sie benötigen die Hilfe des Heiligen Geistes. Denn ein Kind des Lichts zu sein, ist nichts, was im stillen Kämmerchen allein vor sich geht. Ein Kind des Lichts – sobald es aus der Haustür tritt, ist es als solches erkennbar. Christen wussten schon zu aller Zeit: Wir können mit unserem Glauben nicht hinterm Berg halten. Auch wenn wir es versuchen – wir sind erkennbar, wir sind wie offene Bücher vor den anderen. Ein offenes Buch zu sein, das ist nicht immer leicht. Darum: Ermutigt euch einander mit Liedern und Lobgesängen, ermuntert euch mit guten Worten und Hilfe, so gut ihr es könnt. Kinder des Lichts – lebt als Kinder des Lichts! Immer heller und heller – und strahlender. Ohne Angst, ohne Furcht – und macht beim Unrecht nicht mit und sagt, was ihr für Unrecht haltet. Natürlich können wir uns auch irren. Ein Kind des Lichts hat nichts mit Starrsinn zu tun. Aber es lässt sich nicht hinters Licht führen. Mit Jesus gesagt: Seid das Salz der Erde und das Licht der Welt: Unsere Gesellschaft braucht Christen – nicht nur unsere. Sie braucht Menschen in der Nachfolge Jesu. Auch Jesus hat dann, wenn es um den Menschen ging, nicht den Mund gehalten.
Darum: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.