♫ Kommt (Matthäus 11,25-30)

Der für den heutigen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht im Evangelium des Matthäus:

Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Soweit der Predigttext.

Komm, der du mühselig und beladen bist, komm, die du mühselig und beladen bist. Komm. Ich will dich stärken.

Wer ruft mich auf zu kommen?

Viele Menschen haben wunderbare Erfahrungen in der Begegnung mit diesem Mann aus Nazareth gemacht. Sie berichten von den Begegnungen mit ihm: Jesus hat Worte gesprochen, die ins Herz trafen, er hat ihnen den Weg frei gemacht, Gottes Liebe zu erfahren, er hat sie von dem befreit, was sie lähmte. Blind und taub sind sie durch das Leben gegangen – dann begegneten sie ihm und auf einmal konnten sie sehen und hören. Sie sahen die Welt mit anderen Augen. Er hat ihnen einen Maßstab für das Leben gegeben, er hat ihnen gezeigt, dass es nicht sinnlos ist, auch dann, wenn es schwer ist und sinnlos scheint, er hat gezeigt, dass Gottes Liebe das Leben aufwertet, alle Menschen ganz groß macht, gerade auch diejenigen, die erniedrigt werden und die sich erniedrigt fühlen. Er hat sie befreit von den Fesseln des Bösen und der Schuld. Es waren wunderbare Begegnungen, von denen sie berichten. Voller Dank, gefüllt mit Lob, ganz neu konnten sie ihr Leben sehen, erfrischt konnten sie ins neue Leben gehen.

Dieser Jesus Christus ist es, der ruft: Komm!

Diesen Ruf haben durch die letzten 2000 Jahre viele Menschen gehört. Sie haben sich zu ihm hingewagt – ihr Leben wurde neu. Ich habe von einer alten Frau gelernt, die sagte:

  • Ich bemitleide die Menschen, die Jesus nicht kennen. Sie haben niemanden, mit dem sie reden können, wirklich reden können, von Herzen ganz tief das reden können, was sie Menschen nie sagen würden;
  • sie haben keine Hoffnung für ein Leben nach dem Tod, keinen, der sie barmherzig erwartet, wenn wir gestorben sind;
  • ich habe in meinem Leben vieles nicht gut gemacht, ich habe Schuld auf mich geladen. Manche Menschen wollten mir nicht vergeben, manche konnte ich nicht um Vergebung bitten – aber ich weiß: Jesus Christus hat mir vergeben. Dadurch bin ich frei, ich muss alte Schuld, alte Sünden nicht mehr in meinem Kopf Raum lassen, ich kann sie Gott in die Hand legen.
  • Wenn ich nicht schlafen kann, dann bete ich für alle Menschen, die mir so einfallen, ich lege sie in Gottes Hand. Liebe Menschen, Politiker, Menschen, die sich verrennen – und sie lachte: Damit mache ich auch Politik.
  • Wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, dann denke ich mir mit Jesus Worte aus, die ich anderen sagen kann, damit sie wieder Lebensmut bekommen, oder ich sammle Mutmach-Worte aus den Büchern und Zeitschriften, den ich Menschen zukommen lasse.

Aus diesen Worten wird deutlich: Eine Begegnung mit Jesus Christus befreit.

Komm!

Der Schriftsteller Jochen Klepper schrieb in einem Gedicht:

Ohne Gott bin ich ein Fisch am Strand,
ohne Gott ein Tropfen in der Glut,
ohne Gott bin ich ein Gras im Sand
und ein Vogel, dessen Schwinge ruht.
Wenn mich Gott bei meinem Namen ruft,
bin ich Wasser, Feuer, Erde, Luft.

Menschen, die Jesus Christus begegnet sind, haben wunderbares zu berichten.

Zu wem gehen wir?

Wir wagen uns zu diesem Jesus Christus. Wenn wir das alles hören, dann wollen wir im Geiste zu ihm gehen, dann wollen wir im Geist ihn sehen, wir schließen die Lider und falten die Hände. Ich komm!

Doch was verspricht er? Er verspricht nicht großartig, uns die Mühe zu nehmen, die Last abzunehmen. Er verspricht uns nicht ein Leben ohne Traurigkeit und Trauer. Er verspricht uns zu stärken. Er verspricht nicht, uns die Mühe und Last zu nehmen – im Gegenteil: Er belastet weiter – „mein Joch ist sanft, meine Last ist leicht.“

Das Joch ist das, was die Rinder auf den Nacken gelegt bekommen, damit sie besser das Fuhrwerk ziehen können. Unsere Mühe, unsere Last sind da, Traurigkeit und Trauer, aber sie wird leichter zu ziehen sein, leichter zu tragen und zu ertragen, denn er stärkt uns und gibt der Seele Ruhe. Wie macht er das? Er ruft dazu auf, von ihm zu lernen. Von ihm lernen, der sanftmütig und demütig ist.

Gerade darum, weil er keine falschen Versprechungen macht, wagen wir uns zu diesem Jesus Christus. Wenn wir das alles hören, dann wollen wir im Geiste zu ihm gehen, dann wollen wir im Geist ihn sehen, wir schließen die Lider und falten die Hände. Ich komm!

Aber vorher müssen wir noch etwas klären: Welche Last legt er uns auf? Wir tragen doch schon genug Lasten – und dann kommt noch etwas oben drauf?

Seine Last heißt: Nachfolge. Nachfolgen heißt, dem anderen Menschen, auch wenn er uns übles getan hat, wenn er uns fremd ist, wenn er uns eigentlich gar nichts angeht, Gutes tun – kurz: den Mitmenschen lieben -, dem andern vergeben, einander nicht beschimpfen, Gemeinschaft suchen, einander dienen. Ist das eine leichte Last? Das alles ist ungeheuer schwer. Schwer? Jesus sagt: Wer weiß, dass ihm viel vergeben wurde, der vergibt, wer weiß, dass er sehr geliebt wird von Gott, der liebt. Wer die Gemeinschaft mit Jesus Christus genießt, lebt Gemeinschaft. Und dann haben wir es mit uns selbst oft sehr schwer. Auch hier: Wenn Gott uns liebt, dann können wir uns lieben. Wenn Gott uns vergibt, dann können wir uns vergeben. Wenn Gott „Ja“ zu uns sagt, können wir „Ja“ zu uns sagen. Wenn Gott? Gott liebt, vergibt und sagt „Ja“ zu uns. Das wissen wir durch Jesus Christus unseren Herrn. Vielleicht machen wir alles nur schwer und kompliziert, weil wir auf uns schauen und nicht auf Gott in Jesus Christus. Wir wissen: Jesus Christus ist unser Ein und Alles:

Ohne Gott bin ich ein Fisch am Strand,
ohne Gott ein Tropfen in der Glut,
ohne Gott bin ich ein Gras im Sand
und ein Vogel, dessen Schwinge ruht.
Wenn mich Gott bei meinem Namen ruft,
bin ich Wasser, Feuer, Erde, Luft.

Und so lasst uns immer wieder im Geist zu Jesus Christus gehen, ihn im Geist sehen, wir schließen unsere Augen, falten unsere Hände und sagen: Ich komm!