Predigt: 2. Korinther 1,18-22: Gottes „Ja“

In Bearbeitung

Der Predigttext, der für heute vorgeschlagen wird, steht im 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth im 1. Kapitel, die Verse 18-22:

Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. 

Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm. Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre. 

Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. 

Der Predigttext, der für heute vorgeschlagen wird, steht im 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth im 1. Kapitel, die Verse 18-22:

Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. 

Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm. Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre. 

Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. 

Soweit der sonderbare Predigttext, der aber bei näherer Betrachtung wunderbares Wort Gottes an uns ist.

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, einer Zeit der Umbrüche. In unserer Gesellschaft haben Linke Angst vor Rechten und Rechte vor Linken. Armut verstärkt sich, Firmen gehen pleite oder ins Ausland, Kulturen dringen herein, die unser Land nicht nur weiterbringen, sondern zurückwerfen. In die Privatsphäre wird eingegriffen, oder es wird versucht in die Privatsphäre einzugreifen, und die alte Freiheit, die Menschen hatten, die wird immer mehr zerstückelt. Wir sehen viele Widersprüche, Dissonanzen, Ungereimtheiten. Die einen sagen dies, die anderen sagen das – wir drehen verwirrt unsere Köpfe, wissen manchmal nicht ein und aus, wie bei dem Spiel, in dem uns die Augen verbunden wird, wir gedreht werden und ganz schwindlig etwas zu fassen bekommen sollen.

Ich lese zurzeit Gedichte aus den vergangenen Jahrhunderten. Auch hier finden wir Zeiten der Ruhe und Zeiten der Kriege, der Auseinandersetzungen mit anderen Ländern, Zeiten der Auseinandersetzungen im Land, Zeiten der Übergriffe der Herrscher und Übergriffe durch marodierende Banden. Zeiten des Hungers, der zerstörten Häuser. Umbrüche, noch und noch. Und in diesen Zeiten gab es eine Konstante, einen Roter Faden, der sich durch die Gedichte zieht: Gottes Liebe, die uns Menschen durch Jesus Christus gezeigt wird. Gottes Wort, das Menschen Trost gibt, Kraft schenkt durchzuhalten, ermutigt, das Leben tapfer zu leben. Manche dieser Gedichte haben Eingang gefunden in unsere Gesangbücher. Sie strotzen nur so von Lebenserfahrungen in kriegerischen Zeiten – wie können wir durchhalten? Sie strotzen nur so von Lebenserfahrungen in Auseinandersetzung mit anderen Menschen – wie können wir gut miteinander umgehen? Wir finden Tipps und Tricks, um Hilfe zu bekommen, um überleben zu können in all den Wirren und dem Irren der Menschen. Unter die Lieder wurden die Jahre gedruckt, in denen sie entstanden sind. Vergleichen Sie das einmal mit unserer deutschen Geschichte.  

Auch in Korinth, die Stadt, der Paulus den Brief schreibt, leiden Christen unter den Umbrüchen. Wir können uns kaum ausdenken, wie es da zurzeit der frühen Christen aussah: Menschen wurden am helllichten Tag entführt, in die Sklaverei gepresst, Frauen wie Männer, wie Kinder. Es gab Mord und Totschlag, Banden versuchten, sich zu bereichern und Reiche hatten ihre Banden, um sich noch mehr zu bereichern. Arme rackerten sich ab, machten ihren Körper kaputt. Überleben konnte im Grunde nur der, der schon seinen Geist kaputt machen ließ. Bloß kein Mitleid, bloß keine menschlichen Regungen. In den Städten war es nicht so, wie auf dem Land. Jeder und jede mussten sehen, wie sie sich durchschlagen. In der beschaulichen Vergangenheit sah alles ganz anders aus.

In diese Zeit hinein schreibt Paulus den Brief an eine kleine Zahl von Menschen. Gottes Ja ist Ja. Wenn Gott etwas verspricht, etwas verheißt, dann tut er es auch. So hat Gott Jesus Christus verheißen, versprochen. Jesus Christus ist das lebendige Zeugnis dessen, dass Gott seine Versprechen hält. Durch all die wirren Zeiten des Volkes Israel hindurch, durch Zeiten der Kriege, der Unterdrückung durch fremde Menschen, durch eigene Leute, durch Zeiten des Hungers, der Dürre, der Seuchen, der Ängste und Armut und Ausbeutung: Gott verspricht – Gott realisiert seine Versprechen.

Dem Abraham verspricht er, eine große Nachkommenschaft – es folgt das Volk Israel. Auch Muslime leiten sich von Abraham ab.

Dem Moses verspricht Gott, das Volk aus der Sklaverei in Ägypten in das Land der Väter zu führen – und Gott befreite sie aus der Sklaverei und führte sie in das Land, das wir heute Israel nennen.

Mit den Propheten verspricht Gott nicht nur etwas Wohlfühliges, sondern auch Schlimmes: Wenn ihr nicht menschlich miteinander und mit anderen umgeht, wenn ihr also nicht meinen Willen tut, dann werden Kriege und Hunger und Einsamkeiten über euch kommen. Und sie kamen: Babylonier – und wie sie alle heißen.

Mit den Propheten verspricht Gott aber auch Rettung, Hilfe, Befreiung, Segen für alle Völker. Und so finden wir im gesamten Alten Testament Hinweise auf Jesus Christus.

Er verspricht den Sohn Davids – er kam in Jesus Christus.

Er spricht vom leidenden Gottesknecht – er kam in Jesus Christus.

Er spricht vom Passahlamm – es kam in Jesus Christus.

Er verheißt den Immanuel – er kam in Jesus Christus.

Er verheißt Licht für alle Menschen – es kam in Jesus Christus.

Gott verspricht in allen Zeiten der Nöte und des Erfolges: Ich bleibe bei euch. Ich bleibe bei euch, verzagt nicht.

Und dazu sprechen wir das Amen.

*

Ja, Gott ist die Konstante in all den Wirren. Gott ist der feste Anker in all den Nöten. Gott hat den Roten Faden in der Hand, wenn Menschen nur Chaos und Untergang sehen. Gott ist die Konstante.

Das heißt aber nicht, dass immer alles gleichbleibt, dass es keine Umbrüche gibt. Wenn Gott etwas für die Zukunft verheißt, verspricht, dann sind damit immer Umbrüche verbunden. Gott verspricht das Kommen von Jesus Christus – also ganz Neues beginnt in der Weltgeschichte. Für diese Änderungen, für dieses Neue ist die Gemeinde in Korinth ein Beweis. Gott verspricht, dass er in Jesus Christus die Menschen in den schlimmen Zeiten beisteht. Er macht alles neu. Und so macht Gott mit Jesus Christus bis heute Menschen neu, uns macht er neu.

Und dazu sprechen wir das Amen.

Wenn Christen die Natur betrachten, sehen sie nicht nur Natur, nicht nur biologische, chemische Zusammenhänge – sie sehen Gottes Schöpfung.

Wenn Christen die Weltgeschichte betrachten, sehen sie nicht nur Chaos, das Menschen anrichten, sondern Gottes Hand im Hintergrund.

Wenn Christen Menschen sehen, sehen sie nicht nur ein Gewimmel an Verschiedenheiten und Grausamkeiten und Lachen und Liebe und Hinterlist – sie sehen Gottes Ebenbilder.

Wenn Christen die Bibel betrachten, sehen sie nicht nur ein Buch mit vielen alten Wörtern, sie hören Gott sprechen.

Wenn Christen beten, beruhigen sie nicht nur ihre Seele, ihr Herz, sie sprechen mit dem, der die Welt erschaffen hat und sie regiert und zur Vollendung führt.

Wenn Christen Weihnachten feiern, dann sehen sie nicht nur ein schönes Familienfest, sondern auch in Einsamkeit: Gott wird Mensch, Gott kommt zu uns, Gott kommt zu mir ins Herz. Ein wunderbares Geschenk, das größte Geschenk, das es gibt. Gott sei Dank!

Wenn Christen Jesus Christus betrachten, dann sehen sie nicht nur einen guten Menschen, sie sehen in ihm Gottes „Ja“ zur Würde des Menschen, Gottes „Ja“ zu Vergebung, Gottes „Ja“ zu einem neuen Leben, Gottes „Ja“ zu einer Beziehung zu dir, Gottes Liebe zu mir und dir.

Wenn Christen Kirche betrachten, sehen sie nicht nur eine schwerfällige und irrende Institution, die sich von den jeweiligen Zeiten hin- und herwerfen lässt, sie sehen Gottes Gemeinde, Menschen, die Gott zusammengerufen hat.

Wenn Christen sich selbst betrachten, sehen sie nicht nur Biologisches und Chemisches, nicht nur Einsamkeit und Chaos, nicht nur Probleme mit Zukunft und Schuld der Vergangenheit, sondern wir sehen uns als Gottes Kinder.

Und dazu sprechen wir das Amen.

Gott macht alles neu, Gott macht uns neu. Gott ist die Konstante, der Rote Faden – aber indem er zum Guten neu macht.

Auch davon sind die Menschen in Korinth Zeugen. Sie selbst sind die, die nicht einfach mitmachen mit den Bösartigkeiten, die sie in ihrer Stadt erleben müssen. Sie finden sich nicht damit ab, dass alles grausam und hinterlistig bleiben muss. Sie haben ihren Geist nicht abtöten lassen. Wir finden in der frühen Gemeinde viele Sklavinnen und Sklaven. Sie mussten Furchtbares erleben, aber sie haben sich nicht kleinkriegen lassen, sondern wenden sich dem Neuen zu. Das Neue ist: der Glaube an Jesus Christus. Es beginnt ein neues Verhalten mit diesen Menschen in der Stadt. Es muss nicht so bleiben wie es ist – nicht nur das: Es wird nicht so bleiben wie es ist. Wo Menschen hinkommen, die durch Jesus Christus neu gemacht wurden, da wird auch der Umgang der Menschen untereinander und miteinander besser. Sie leben aus dem Geist Gottes heraus als Gottes Kinder – eben auch wenn sie als Sklaven gemobbt, unterrückt, misshandelt, vergewaltigt wurden. Wenn sie seelisch ganz, ganz einsam und von allen getreten werden. Es zählt nur eins: Sie sind Gottes Kind, sie sind geliebt von Gott, sie folgen dem wunderbaren Herrn Jesus Christus, den die Menschen ermordet haben, der aber auferstanden ist und nun in und durch sie zum Guten in der Welt wirkt.   

Und dazu sprechen wir das Amen.

Es geht nicht allein um Geschichte des Volkes Israel, um Gottes Geschichte mit der Menschheit. Es geht auch um dich und um mich. Und so beendet der Apostel Paulus diesen Abschnitt mit einer gewaltigen Zusage:

Gott macht uns fest in Jesus Christus.

Gott salbt uns wie die Könige, wie die Propheten, wie die Menschen des Geistes Gottes und versiegelt uns – durch die Taufe. Wir gehören keinen Menschen, keinen Schicksalen, wir gehören nicht der Krankheit, dem Alter, dem Sterben, nicht dem Tod – sondern wir sind durch alles hindurch Gottes Kinder, von Jesus Christus geliebte Kinder Gottes.

Gott schenkt uns seinen Geist – der uns durch das neue Leben in Jesus Christus führen will hin zu Gottes Herrlichkeit.

Gott spricht „Ja“ zu uns. Das sehen wir an Jesus. Er ist für uns Mensch geworden – er ist das „Ja“ Gottes. Gott spricht „Ja“ zu uns. Das sehen wir dann, wenn Jesus Christus mit seinem Geist in unseren Herzen wohnt. Und wenn Gott „Ja“ zu uns sagt, müssen wir auch „Ja“ zu uns sagen.

Und dazu sprechen wir das Amen.

Amen heißt: So sei es. Ja, ich vertraue diesem „Ja“ Gottes zu der Welt, zu der Menschheit, zu unserem Land, dem „Ja“ Gottes zu mir. Wenn wir Amen sagen, sagen wir „Ja“ zu Gottes „Ja“, das er seit Jahrtausenden spricht und auch in Zukunft sprechen wird.

Dazu sprechen wir das Amen, so sei es.